Donnerstag, 12. September 2019

Finde den Fehler!?

Jungtierbesprechung des RGZV Niederbieber
Natürlich geht es bei einer Tierbesprechung nicht vorrangig darum Fehler zu finden, vielmehr wollen wir die Qualitäten, Wünsche und Entwicklungspotentiale der Zuchten unter die Lupe zu nehmen, den Geflügelliebhabern beratend zur Seite zu stehen und uns weiterzubilden. 

Der erste und eigentlich wichtigste Schritt für einen angehenden Züchter ist die wesentlichen Rassemerkmale zu kennen und einen Blick dafür zu entwickeln. Nur so kann man rassegerecht & erfolgversprechend züchten und ausstellen.



Am vergangenen Sonntag fand in Neuwied die diesjährige Jungtierbesprechung statt. Durch die zahlenmäßig doch recht übersichtliche Beteiligung in diesem Jahr, bot sich die Gelegenheit die mitgebrachten Tiere der teilnehmenden Züchter und Zuchtanfänger sehr intensiv zu besprechen. Zur Unterstützung und Weiterbildung haben wir in diesem Jahr den erfahrenen Preisrichter und Zuchtexperten Karl-Otto Semmler eingeladen, der gemeinsam mit uns alle Jungtiere anschaute und uns seine fachliche Einschätzung erläuterte.

Jede Rasse hat ihre ganz eigenen kennzeichnenden Merkmale und Schwierigkeiten, die es bei der Einschätzung der Qualitäten zu berücksichtigen gilt. Die Vielfalt der Anforderungen in Form, Farbe und spezifischen Eigenheiten wie Kammhörner, Belatschung und einigem mehr konnte man bei der Tierbesprechung spannend verfolgen. Während bei den Zwerg-Wyandotten beispielsweise ein straffes formmodellierendes Federkleid gefordert ist, war die gelockte Variante der Zwerg-Cochin ein echtes Kontrastprogramm in der Federbeschaffenheit und Form insgesamt.



Die Tierbesprechung ist für Einsteiger besonders lehrreich, aber manchmal leider auch etwas ernüchternd. Gerade Zuchtneulingen und angehenden Rassegeflügelfreunden, die sich in punkto Rassemerkmale noch nicht auskennen, werden u.a. im Internet und Märkten nicht selten vermeintliche Rassetiere oder angeblich hochwertige Zuchttiere angeboten. Die herrlich anzuschauenden leuchtend weißen Gänse, welche eigentlich Emdener Gänse sein sollten, entpuppten sich als Mischlinge bzw. eher weiße Legegänse. Ihnen fehlte allein schon die Größe, Form und die rassekennzeichnende Halslänge für rassige Emdener Gänse. Wirklich schade.



Anhand der Besprechung der Zwerg-Wyandotten wurde besonders deutlich, dass man die Tiere zur Beurteilung vorrangig im Gesamtbild betrachten muss. Erst dann sind Details wie Kammbild, Federqualitäten, Schwingenbeschaffenheit und -Durchfärbung sowie farbliche Aspekte etc. zu prüfen.

Fehlerfreie Kammbilder sind gefragt

Ob Bergischer Schlotterkamm, Deutscher Sperber, La Flèche, Italiener, New Hampshire, Brahma, Deutsche Zwerg-Wyandotten, Deutsche Zwerghühner: Zuchtausschlussfehler zu erkennen gehört natürlich zum grundsätzlichen Basiswissen, was sich ein Züchter aneignen sollte. Die Einschätzung der Kopfpunkte, insbesondere der Kammbeurteilung ist hierbei ein wichtiges Thema. Dabei sind die verschiedenen Kammformen ganz unterschiedlich in ihrer Ausprägung und haben jeweils ganz eigene Herausforderungen. Einfachkämme dürfen keine Doppelzacken zeigen, bei den Hörnerkämmen, wie sie die La Flèche tragen, ist insbesondere auf Auswüchse zu achten.




Am Beispiel eines gelb-blaucolumbia Hahnes der Deutschen Zwerg-Wyandotten konnte Karl-Otto Semmler uns das Ideal des rassespezifischen Kammes erläutern. Ein fein geperlter roter Rosenkamm, der vorne breit beginnt, gut gefüllt ist und sich nach hinten verjüngt sollte es im Ideal sein.





Die federfüßigen Zwerghühner und blau-wildfarbigen Warzenenten unserer Jugend wurden ebenso intensiv besprochen. Karl-Otto Semmler erklärte unserem Felix sehr anschaulich auf was er achten sollte und wie sich die Hauptrassemerkmale seiner Warzenenten zu zeigen haben. Bei den federfüßigen Zwerghühnern konnten dann auch einige brennende Fragen beantwortet werden. Gerade auch im Hinblick auf das zu favorisierende Farbbild bei den Hennen war festzustellen, dass eine zu aufgehellte Grundfarbe nicht ideal ist. Bei der Tupfenzeichnung konnte der Zuchtexperte aus seinem Erfahrungsschatz empfehlen, die reduzierte, doch gleichmäßige klare Tupfenzeichnung den sehr großen, wildverteilt anmutenden Tupfen vorzuziehen.

Wir alle haben viel gelernt bei der Tierbesprechung. Zur fachgerechten Einschätzung von Rassetieren braucht es eben schon ein gewisses Basiswissen und selbst die erfahreneren Züchter unter uns lernen immer etwas dazu.

Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals herzlich bei unserem Gastgeber Michael Hof und unserem Bewertungsexperten Karl-Otto Semmler für ihre Bemühungen